12. April 2024
Aktuell zeigen sich die Rohölpreise auf wöchentlicher Basis leicht rückläufig, nachdem sie in den vorherigen Wochen teils deutlich angestiegen waren. Selbst über den psychologisch bedeutsamen Preisniveaus von 90 Dollar für Brent und 85 Dollar für WTI scheinen geopolitische Risiken derzeit keinen signifikanten Auftrieb mehr zu geben.
Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass der Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen bislang nicht auf weitere Regionen des Nahen Ostens ausgedehnt wurde, was das Ölangebot wenig beeinträchtigte. Es wurde befürchtet, dass der Iran als Vergeltung für den mutmasslichen Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus durch Israel einen direkten Gegenschlag gegen Israel ausführen könnte, jedoch ist dies bislang nicht geschehen.
Stattdessen wird aus Insider-Kreisen berichtet, dass der Iran vermeiden möchte, dass der Vorfall zu einem grösseren Konflikt eskaliert. Diese Gerüchte sind jedoch noch nicht offiziell bestätigt. Die Analystin Charu Chanana von Saxo Capital Markets prognostiziert, dass die Gefahr einer Beteiligung des Irans vorerst die Rohölpreise weiter nach oben treiben könnte. Sie warnt jedoch auch davor, dass die jüngste Preiserhöhung möglicherweise einer Konsolidierung oder Umkehr unterliegen könnte, falls weitere Eskalationen der geopolitischen Risiken vermieden werden.
Die Erwartungen hinsichtlich der Zinsentwicklung in den USA haben diese Woche den Anstieg der Rohölpreise gebremst. Nach einem Anstieg der Verbraucherpreisinflation in den USA im März erwarten nur noch wenige Marktteilnehmer oder Analysten eine Zinssenkung im Juni. Auch der Juli wird von vielen als unwahrscheinlicher Zeitpunkt angesehen. Dies könnte sich negativ auf die Konjunktur und die Ölnachfrage in den USA auswirken. Im Gegensatz dazu signalisierte die EZB nach ihrer jüngsten Ratssitzung eine mögliche Zinssenkung im Juni.
Auf der Angebotsseite bleibt die OPEC+ und ihre Produktionskürzungen im Fokus. Die für das erste Quartal vereinbarten zusätzlichen Produktionskürzungen wurden vorerst nur bis zum Ende des zweiten Quartals verlängert. Der gestern veröffentlichte Monatsbericht der OPEC zeigt, dass die Partner der Produzentenallianz insgesamt ihre Kürzungsvorgaben einhalten, jedoch produzierte der Irak im März weiterhin deutlich mehr als vereinbart. Die Internationale Energieagentur (IEA) wird ebenfalls ihren aktuellen Monatsbericht veröffentlichen, nachdem sie in ihrem letzten Bericht für 2024 erstmals ein Angebotsdefizit prognostiziert hatte, sofern die OPEC+ bis zum Jahresende an ihren Produktionskürzungen festhält.
Börsendaten 12.04.2024 um 08:35 Uhr
ICE-Gasoil MAI: 829.75$
ICE-Brent JUN: 90.50$
NY-Rohöl WTI MAI: 85.89$
US-Dollar/CHF: 0.9113
Rheinfracht nach Basel: 16.00