Kein Neuland

29. November 2021

Geschätzte Leserin und Leser

Time to Say Goodbye

 

Seit nunmehr über acht Jahren richte ich diese Zeilen an Sie. Ich hoffe, dass ich Ihnen einiges aus meiner über vierzigjährigen Erfahrung im Ölgeschäft vermitteln konnte. Mein Ziel war es, Ihnen Hintergründe und Zusammenhänge im nicht immer einfachen Öl-Alltag in möglichst einfacher Form zu erklären. Zumindest habe ich es versucht. Natürlich hoffe ich, dass meine Analysen Ihnen auch Entscheidungshilfen sein konnten. Die Herausforderung, jeden Morgen einen möglichst informativen Bericht für Sie niederschreiben zu dürfen, war mir immer ein grosses Vergnügen. Nun, Ende Monat gehe ich in Pension. Die morgendliche Analyse des Marktes aus technischer wie aus fundamentaler Sicht in ein paar Zeilen einzupacken - selbst wenn der Markt nicht «viel hergab» - wird mir fehlen. Geben Sie auf sich Acht, behalten Sie sich Sorge.

 

 

 

Kein Neuland

 

Am Freitag, nach den ersten Rückschlägen im elektronischen Handel von Donnerstag auf Freitag, kamen die Kurse nach Eröffnung NY (nach dem Thanksgiving Feiertag am Donnerstag) ab 15 Uhr weiter und massiv unter Druck. Panik machte sich unter den Anlegern breit, fussend auf der neuen und scheinbar noch aggressiveren, in Südafrika entdeckten Corona Variante.

 

Was ab Ende Januar 2020 nach Ausbruch von Corona für die gesamte Menschheit noch völlig unbekannt war und die Welt in mehrere, noch nie gesehene Lockdowns und Entschleunigungen zwang und damit die Wirtschaft und das öffentliche Leben weltweit zu grossen Teilen lahmlegte, scheint am Freitag wachgerufen worden zu sein: das Schreckgespenst des totalen Ölpreiszerfalls.

 

Nur: damals war Corona für alle und alles absolutes Neuland, ein weisser Fleck auf der Landkarte des Wissens. Die Folgen waren uns unbekannt – wir steuerten in eine Nebelbank mit Null Sicht. Das ist heute anders. Wir kennen das Virus, haben Impfstoffe und wir wissen, was Einschränkungen, allenfalls Lockdowns, auslösen, bewirken können. Und dieses Wissen wird einen Kurszerfall ins Bodenlose wie im Frühling 2020 sicher verhindern. Wir stehen ja «lediglich» vor einer neuer Variante, einer Mutation und nicht vor etwas «Bisher-noch-Nie-Dagewesenem» wie im Januar 2020.

 

Nun hat zuerst einmal Panik regiert, das wird sich aber legen. Zudem hat die OPEC-PLUS Allianz auch Mittel in der Hand, ein allfälliges Überangebot zu verhindern. Kommende Woche tagt erneut diese Allianz, um über eine weitere Fördererhöhung von 400'000 Fass/Tag zu debattieren. Paradox: in den vergangenen Monaten führte genau diese Erhöhung mit zur Preissteigerung, weil diese als zu gering eingestuft wurde, um die steigende Nachfrage befriedigen zu können!! Dies hat denn in der vergangenen Woche auch die Freigabe von strategischen Ölreserven in den USA, China, Japan etc. ausgelöst. Nun, all diese Mengen sind physisch bestimmt noch nicht auf dem Markt, dafür aber bereits in den Börsenpreisen eingerechnet! Und der OPEC genügt lediglich ein Beschluss «keine weitere Aufstockung der Förderung um weitere 400'000 Fass/Tag», um die nun überhitzen Gemüter zu kühlen.

 

Also: Panik ist ein ganz schlechter Ratgeber. Zuerst nun einmal wirkliche Fakten aus der Wissenschaft und Politik abwarten – und: warum sollte das heutige Niveau nicht auch schon Kaufnivau sein?

 

Börsendaten 29.11. 2021 um 09:10 Uhr

ICE-Gasoil DEZ: $633.25 (+28.50$)

ICE-Brent JAN: $76.14 (+3.24$)

NY-Rohöl WTI DEZ: $71.74 (+3.59$)

US-Dollar/CHF: 0.9270 (+0.0038)

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